Wednesday, June 1, 2022

Geldsozialismus

 Wie der Geldsozialismus in die inflationäre Katastrophe führt

Anstieg der Grosshandelspreise 1923 (1913=1)

Das Zusammenwirken von hohen Staatsausgaben, ungehemmtem Interventionismus und die Ausweitung der Geldmenge stellt die Hauptursache einer Hyperinflation dar. Dabei entstehen nicht wie versprochen Wohlstand und soziale Gleichheit, sondern noch schärfere gesellschaftliche Spaltung und Massenelend.

Falsche Versprechungen

Der Prozess zur Verelendung beginnt mit den falschen Versprechungen von sozialer Gerechtigkeit und mehr Wohlfahrtsstaat. Privateigentum ist nicht mehr sicher, staatliche Eingriffe nehmen zu und die Unternehmensinvestitionen sinken.

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Diese Alarmzeichen veranlassen aber eine ideologisch verbohrte politische Führung nicht dazu, ihren Kurs zu ändern und die Staatsausgaben, die auf der Kreditausweitung beruhen, zu kürzen.

Solche Regierungen erhöhen die Staatsausgaben und veranlassen die Zentralbanken zur Geldausweitung, je mehr die Wirtschaft sich abschwächt. Anstatt die Probleme zu lösen, werden sie verschärft. Während mehr Regulierung und Interventionismus die güterwirtschaftliche Angebotsseite abwürgen, steigt die inflationär angetriebene Nachfrage. Das Land gerät in eine tödliche Spirale wirtschaftlicher, politischer und sozialer Krisen, die sich gegenseitig verstärken.

Am Anfang eines solchen Prozesses des Niedergangs treten einige illusionäre Vorteile auf. Nach kurzer Zeit sind es jedoch hauptsächlich die Ärmsten, die zuerst am meisten leiden, bis auch der Rest der Gesellschaft in einen katastrophalen Zusammenbruch gerät.

Bei der Frage, wann die Geldmenge inflationär wird, spielen die Erwartungen eine große Rolle. Diese kommen aber nicht aus dem Nichts. Sie haben einen Bezug in der wirtschaftlichen Realität und im öffentlichen Diskurs, einschließlich der Regierungspropaganda oder seitens der Medien oder ihres Totschweigens der Probleme. Es gibt aber einen Punkt, wo die Zukunftserwartungen umkippen. Wenn sich inflationäre Erwartungen verfestigen, sind die Zentralbanken hilflos und weder Regierung noch die ihnen gehorchenden Massenmedien können das Monster der Preisinflation noch aufhalten.

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Eine freie Geldordnung bedeutet nicht, dass eine Grenzziehung fehlt. Es ist eher so, dass das gegenwärtige Währungssystem mit ständiger Intervention der Zentralbanken und dem ungebremsten Hang der Regierungen nach Defizitausgaben außer Kontrolle ist. Im Gegensatz zu einem Fiat-Geldsystem würde ein Goldstandard oder ein ähnliches System mit einem starken Anker kurzfristige Flexibilität mit langfristiger Stabilität verbinden.

Für die amtlichen Entscheidungsträger sind die Zinssätze ein Interventionsinstrument, während sie die Zeitpräferenz widerspiegeln sollten und als solche der natürliche Zinssatz wären. Die Zentralbanker können nur den monetären Zinssatz manipulieren. Was zählt, sind die Geldmenge und die Erwartungen. Ein höherer Zinssatz verteuert die Kreditaufnahme und kann dadurch die Ausweitung des Geldumlaufs in der Wirtschaft stoppen. Darüber hinaus können steigende Zinssätze die Erwartungen über die künftige Preisinflation verändern und somit die Umlaufgeschwindigkeit verringern. Der Hauptpunkt bei der Erhöhung des Zinssatzes ist jedoch, dass die Zentralbank die Geldbasis reduzieren muss, um höhere Zinssätze zu erhalten. Die Notenbanken können nicht den Zinssatz erhöhen und die monetäre Basis unverändert lassen. Wenn die Zentralbanken ein bestimmtes Niveau ihres Leitzinses anstreben, müssen sie die Geldbasis entsprechend kontrollieren.

Schuldenpolitik

Geld kommt über den Kreditkanal in Umlauf. Geschäftsbanken erhalten ein Guthaben bei der Zentralbank und gewähren Darlehen an Verbraucher, Unternehmen und den staatlichen und kommunalen Kreditnachfragern. Somit gibt es zwei Quellen für die Schaffung von Krediten und zwei grundlegende Geldarten: Zentralbankgeld und Depotgeld. Das moderne Währungssystem ist ein reines Kreditsystem, das auf Fiat-Geld ohne physische Absicherung wie beispielsweise Gold basiert. Die Regierungen verließen den Goldstandard zu Beginn des Ersten Weltkriegs und kehrten nie wieder dorthin zurück. Heutzutage kann der Staat über die Zentralbank so viel Geld schaffen, wie man will.

Während Fiat-Geld auf Schulden basiert, wirkt sich nicht jegliche Kreditgeldschöpfung unmittelbar auf die Wirtschaft aus. Zum Beispiel können sich die Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen, es aber nicht für Kredite verwenden, sondern es auf ihre Konten bei der Notenbank einzahlen. Dann bedeutet mehr Geld der Zentralbank nicht mehr Geschäftskredite für die Investoren und Verbraucher in der Wirtschaft. Außerdem führt mehr Liquidität nicht notwendigerweise zu mehr Nachfrage, da die Geldinhaber die Häufigkeit von Transaktionen verlangsamen können. Wenn die Wirtschaftsakteure weniger ausgeben und ihr Geldvermögen für einen längeren Zeitraum halten, sinkt die Geschwindigkeit des Geldumlaufs. Daher ist es falsch zu postulieren, dass mehr Geld notwendigerweise mehr Kredit bedeutet und dass mehr Geld stets zu mehr Ausgaben führt. Das war die Annahme der Monetaristen. Auch sollte man bedenken, dass nicht alles neu geschaffene Geld in die Realwirtschaft fließen muss, sondern im Finanzmarkt, also hauptsächlich auf den Anleihen- und Aktienmärkten zirkuliert.

Geldzirkulation

Wenn die Regierungen beispielsweise versuchen, ihre Volkswirtschaften durch zusätzliche Defizitausgaben anzukurbeln, sollte der Zinssatz aufgrund der Inflationserwartungen steigen. Doch die Zentralbank kann dem zeitweise entgegenwirken und die Geldzinsen künstlich unter ihrem natürlichen Satz halten. In diesem Fall verlässt intelligentes Geld das Land und die Währung wertet ab.

Als Nächstes kommen dann Wechselkursmanipulationen und sogar noch Kapitalverkehrskontrollen ins Spiel. Ein Eingriff führt zum nächsten und schließlich wird alles durcheinandergebracht.

Wenn, wie es häufig in Entwicklungs- und Schwellenländern der Fall ist, die Importelastizität gering ist, wird die Menge der Importe nicht stark sinken. Selbst wenn der Preis der Einfuhren — in Landeswährung gerechnet — infolge der Wechselkursabwertung steigt, wird das Einfuhrvolumen nicht sinken. Dies kann dann eine Preisinflation im Inland auslösen und wiederum dazu führen, dass mehr Geld das Land verlässt. In ihrer Verzweiflung fühlt sich die Staatsführung dann gezwungen, den Wechselkurs noch massiver zu manipulieren oder Kapitalkontrollen einzuführen. Am Ende ist das Chaos so groß, dass das Stimulus-Experiment nach hinten losgeht. Anstelle der beabsichtigten wirtschaftlichen Expansion leidet das Land unter einer Devisenkrise sowie einer Kontraktion oder sieht sich sogar einem finanziellen Zusammenbruch ausgesetzt.

Ein System mit einer fixen Menge an Geldbasis ist nicht unelastisch. Auch unter dem Goldstandard oder einem ähnlichen System mit einem starken Anker, der die Geldmenge festmacht, wird es kurzfristig zu Schwankungen des Gesamtumfangs der Liquidität kommen. Langfristig werden die Preise tendenziell sinken, wenn die Produktivität steigt. Die Erwartungen geraten nicht aus dem Ruder, weil Preisinflation und -deflation nicht längerfristig und überproportional von der Geldmenge abweichen können. Unter einem Fiat-Währungssystem können Inflation und Deflation jedoch übermäßige Ausmaße annehmen.

Ausgabe von Zentralbankgeld durch die Europäische (EZB) und die amerikanische Notenbank (FED 

Quelle: ECB, FED, Tradingeconomics

Die Zentralbanken drängen und zittern und schöpfen immer mehr Geld, um gegen die Deflation anzukämpfen und trotzdem kommt es zu keinem Preisauftrieb, bis es plötzlich ein massiver Preisanstieg eintritt und sogar eine Hyperinflation droht. Wie bei der Ketchup-Flasche spritzt die Soße nach langem Schütteln auf einmal heraus. Die Analogie gilt auch für das, was danach kommt. Während die Ketchup-Soße sich in einem Spritzer aus der Flasche ergießt, ist jede Mühe umsonst, um die überschüssige Soße wieder in die Flasche zu bringen. In der Tat ist es unmöglich, den Vorgang rückgängig zu machen.

In einem Fiat-Währungssystem kommt nicht nur die Inflation plötzlich als Schock, sondern auch die Deflation. Unter einem Fiat-System ist eine Geldkontraktion schädlich, da sie normalerweise aus heiterem Himmel auftaucht und die zeitlich ausgedehnten Geschäftstätigkeiten (Zins- und Ratengeschäfte, langlaufende Kontrakte usw.) in Mitleidenschaft zieht.

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Aktualisierte Auszüge aus: “Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie. Chancen einer Gesellschaftsordnung jenseits von Staat und Politik” (KDP 2021)


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