Tuesday, May 31, 2022

Kapitalismus als Prügelknabe - Sozialismus als Retter

 

DER KAPITALISMUS ALS PRÜGELKNABE

Ein populärer Irrtum ist es zu glauben, dass mehr Sozialismus mit den Herausforderungen unserer Zeit besser zurechtkäme als der freie Kapitalismus

Quelle

In einer kapitalistischen Marktwirtschaft sind die tatsächlichen Besitzer eines Wirtschaftsunternehmens nicht die juristischen Eigentümer im formalen Sinn. Den Wert des Eigentums bestimmen die Kunden, je nachdem, ob sie Produkte dieses Unternehmens kaufen oder nicht. Im kapitalistischen Wirtschaftssystem ist alles Wirtschaften auf die Verbraucher ausgerichtet. Diejenigen Firmen, die sich den Wünschen des Konsumenten widersetzen und an ihm vorbeiproduzieren, überleben nicht. Sie werden durch andere Firmen ersetzt, welche die Kundenwünsche schneller, genauer und billiger erfassen als die Konkurrenz.

Verfehlte Kritik

Von allen Seiten hagelt es derzeit Kritik am Kapitalismus. Politiker und Medien werden nicht müde, alles Elend dieser Welt dieser Wirtschaftsordnung zuzuschreiben. Damit preisen sie indirekt ihr sozialistisches Ideal, das wie keine andere Ideologie unermessliches Leid über die Menschheit gebracht hat.

Einer globalen Umfrage ist zu entnehmen, dass sich eine Mehrheit gegen den Kapitalismus ausspricht. In Deutschland sind 55 % der Befragten der Meinung, dass der Kapitalismus in seiner jetzigen Form mehr schadet als hilft. Diese Mehrheit folgt den Leitlinien, wie sie vom Davoser Wirtschaftsforum jedes Jahr gepredigt und von Prominenten, die von Greta bis Prinz Charles reichen, in die Welt hinausposaunt werden. In dem von den Massenmedien aufgeputschten, an Hysterie grenzenden Taumel haben es die Stimmen der Vernunft nicht leicht. Ein Plädoyer für einen radikalen Kapitalismus ist aber gerade deshalb nötig.

Der Kapitalismus als Prügelknabe

Die Ankläger des Kapitalismus sind zahlreich. Es sind nicht nur wie üblicherweise die Linksintellektuellen und Medienstars, auch Multimilliardäre stimmen in das Klagelied ein. Das sollte einen zu bedenken geben. Aber offensichtlich tun sich viele Menschen schwer damit, das kapitalistische Wirtschaftssystem richtig einzuordnen und angemessen zu beurteilen. Man glaubt an den Staat und verkennt, dass die Marktwirtschaft den besseren Lösungsweg darstellt.

Man stelle sich vor, die Menschen wären in den 70er-Jahren auf die Prognosen des Unheils des Club of Rome hereingefallen und man hätte auch im Westen eine Zentralverwaltungswirtschaft etabliert, um die als damals als unmittelbar bevorstehende Energiekrise und Hungersnot zu bewältigen. Die Folge wäre nicht mehr Wohlstand gewesen, sondern es wäre eben genau durch zur Planwirtschaft zum angekündigten Massenelend gekommen.

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In den 70er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts hat die Stimme der Vernunft noch gesiegt. Angesichts des Meinungsterrors, der heute herrscht, ist es diesmal jedoch anders. Die Gefahr besteht, dass im Namen des Klimaschutzes der Kapitalismus aufgelöst wird. Je mehr jedoch der Sozialismus überhandnimmt, desto geringer wird die wirtschaftliche Leistungskraft. Eine schwache Wirtschaft dient ihrerseits nun, weitere Staatseingriffe zu fordern. Kommt diese Spirale einmal richtig in Gang, ist sie nicht mehr aufzuhalten. Aufklärung tut not.

Dringend ist die Aufgabe, Wesen und Funktion des modernen Kapitalismus richtig zu begreifen. Man muss verstehen, wie Marktwirtschaft im Gegensatz zur Zentralverwaltungswirtschaft funktioniert. Bevor man kritisiert, sollte man wissen was.

Versuche, sozialistische Gemeinwirtschaften zu etablieren, hat es in der Geschichte immer wieder gegeben. Der Todestrieb ist nicht nur ein tiefpsychologisches Phänomen, sondern tritt ebenso kollektiv auf. Heute zeigt sich die Abkehr vom Leben bei Teilen der ökologischen Bewegung, wenn mit an religiösem Wahn grenzender Leidenschaft ausgesprochen wirtschaftsfeindliche Ziele propagiert werden. Man predigt die Zerstörung von Sachkapital, um den Planeten zu retten. Je stärker jedoch die Akkumulation von Kapital eingeschränkt wird, desto mehr gerät die Wirtschaft in Verfall. Mit der Zerstörung von Kapital geht auch der Kapitalismus zugrunde. Dabei kann man aber den kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten nicht entkommen und zum Beispiel erwarten, mit mehr Sozialismus käme auch mehr Wohlstand oder dieser ließe sich auch nur erhalten.

Kennzeichen des modernen Kapitalismus

An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ist es dazu gekommen, dass der moderne Kapitalismus auf der Basis des Eigentums an Produktionsmitteln als unternehmerische Geldwirtschaft der Durchbruch gelang. Die industrielle Revolution erwies sich als die Singularität der Wirtschaftsgeschichte. Bis dahin kannte die große Mehrheit der Menschen nur Elend und Not. Seitdem werden extreme Notlagen überall dort beseitigt, wo man den freien Kapitalismus sein befreiendes Werk tun lässt.

Innovationsstreben

Das herausragende Kennzeichen des modernen Kapitalismus ist es, dass spezialisierte Betriebe gewinnorientiert wirtschaften. Da auf Wettbewerbsmärkten der Gewinn von der Produktivität abhängt, zwingt das System die Firmen zu laufender Kostenkontrolle und zur Innovation. So ist es überall dort zu einer Erhöhung des Wohlstands gekommen, wo sich der moderne Kapitalismus möglichst frei entfalten konnte.

Der moderne Kapitalismus als monetäre Unternehmenswirtschaft zeichnet sich gegenüber den Wirtschaftsformen der Vergangenheit dadurch aus, dass er die Massenarmut lindert und schließlich zum Verschwinden bringt. Im Kapitalismus ist der Kunde König und so letztlich der Endverbraucher der Dreh-und-Angelpunkt des Systems.

Der Kapitalismus beruht auf der Grundlage des Privateigentums an Produktionsmitteln. „Kapital“ in diesem Sinne ist das Kernstück des Kapitalismus. Eigentumsrechte sind zwar eine notwendige Bedingung für das Funktionieren des Kapitalismus, aber für sich allein genommen ist Eigentum nicht ausreichend. Erst wenn preisgesteuerte Wettbewerbsmärkte hinzukommen und wenn der Privatinitiative Raum eingeräumt wird, funktioniert das kapitalistische System.

Grundformen des modernen Kapitalismus

Der moderne Kapitalismus ist als „Take-off Kapitalismus“ entstanden. Bei der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts ging es darum, die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit zu mobilisieren.

Im 20. Jahrhundert hat sich diese erste Grundform des modernen Kapitalismus in den korporativen Staatskapitalismus verwandelt. Es ging in dieser Phase darum, die Produktionsfaktoren besser zu nutzen und ihr Zusammenspiel effektiver zu gestalten.

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Dem 21. Jahrhundert gehört der freie Kapitalismus. Laissez-faire bedeutet Staatsfreiheit und Entfaltung des kreativen Unternehmertums. Die Digitalisierung wird für die Menschen segensreich, wenn sie mit Entstaatlichung einhergeht.

Der Kapitalismus ist umso funktionsfähiger, je mehr das Eigentum an Produktionsmitteln gesichert ist, je mehr Wettbewerb und freie Preisbildung herrschen und je mehr Freiraum für die Privatinitiative besteht. Der Hauptunterschied zwischen der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und dem Sozialismus besteht darin, dass im Kapitalismus der Konsument das Sagen hat und damit die Marktwirtschaft notwendigerweise dezentral gesteuert wird. Im Sozialismus hat die Staatsherrschaft das Wort. Das System wird von oben herab zentral gesteuert. Im Sozialismus ist der Endverbraucher das letzte Glied der Befehlskette. Im Unterschied zum Kapitalismus bleiben in einer sozialistischen Wirtschaft die Bedürfnisse und Wünsche des Einzelnen notwendigerweise auf der Strecke. Wer Sozialismus wählt, entscheidet sich damit für Armut und Unfreiheit.

Bestmögliche Wissensverarbeitung

Friedrich A. von Hayek (1899–1992) hat das Wesen der Marktwirtschaft dadurch gekennzeichnet, dass in diese Ordnung „viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen kann“. Darin sieht Hayek den Grund, „weshalb die Marktwirtschaft mehr leistet als irgendeine andere Wirtschaftsform.” (Friedrich Hayek: Antrittsvorlesung am 18. Juni 1962 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg „Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.“ Freiburger Studien, Tübingen 1969, S. 11)

Allerdings gibt es den Kapitalismus nicht in Reinform. Wir leben in Staatswesen und der staatliche Einfluss auf die Wirtschaft ist allenthalben sichtbar. Viele Probleme werden „dem Kapitalismus“ in die Schuhe geschoben, obwohl eben nicht der freie Kapitalismus die Ursache ist, sondern der Staatseingriff.

Dies wird heutzutage deutlich, wenn man die Geldpolitik betrachtet. Unsere Geldordnung ist per Gesetz dem Staat in die Hand gegeben. Im Gegensatz zu den dezentral operierenden Märkten wird das Geld zentral von der Notenbank reguliert, die zurecht auch „Zentralbank“ genannt wird.

Viele geben so völlig zu Unrecht dem „Kapitalismus“ die Schuld an der wachsenden Vermögensungleichheit; sie verkennen, dass die wahre Ursache in der Geldordnung liegt. Der Zins dient als Herrschaftsinstrument, und wenn die Zentralbanken, so wie seit einiger Zeit den Zinssatz auf null und sogar darunter ansetzen, steigen die Preise

der Sachwerte, vor allem bei Immobilien und Aktien. Wer hat, dem wird gegeben. Der Kleinsparer bekommt wenig bis fast gar nichts für sein Sparkonto, während gleichzeitig zum Beispiel die Immobilie, die er erwerben will, immer teurer wird.

Dies ist kein wahrer Kapitalismus, wenn der Staat die Geldordnung bestimmt, den Leitzins festsetzt und darüber hinaus sich über Steuern und Abgaben über die Hälfte des Sozialprodukts direkt aneignet. Die heute praktizierte Geld- und Steuerpolitik dient nicht dem Volkswohlstand, sondern sind Instrumente, um einen globalen Zentralstaat zu errichten. Der sogenannte „Klimanotstand“ ist dafür das passende Alibi.

Echter Kapitalismus wäre herrschaftsfreier Kapitalismus. Anarcho-Kapitalismus in diesem Sinn ist es ein Projekt der Zukunft. Es ist eine Orientierung. Gegenwärtig ist es so, dass einige Länder dem kapitalistischen Ideal näherkommen und andere weniger. Kein Land kann aber das Leitbild erfüllen. Es geht aber gar nicht darum, den herrschaftsfreien Kapitalismus „einzuführen“, sondern darum, in Form des „pluralistischen Anarcho-Kapitalismus“ dieses Modell als Orientierung zu benutzen, als einen Wegweiser zu sehen.

Je intensiver der Wettbewerb auf preisgesteuerten Märkten, je mehr unternehmerische Freiheit und je mehr die Rechtsansprüche auf Privateigentum an Produktionsmitteln geachtet werden, desto begüterter sind die Menschen in solch einem Land. Das zeigt die geschichtliche Erfahrung. Was bis jetzt galt, wird in Zukunft noch wichtiger: Je mehr ein Land sich dem reinen Kapitalismus annähert, desto wohlhabender wird es. Umgekehrt trifft zu, dass die Gesellschaften, die den sozialistischen Weg gehen, nicht nur verarmen, sondern auch die Freiheit verlieren werden.

Die Forderung nach einem globalen Klimaschutz dient dazu, die freie Konsumentenwahl einzuschränken und die Märkte zu regulieren. Der Zentralismus nimmt damit zwangsläufig zu. Nicht nur die individuelle Freiheit geht verloren, auch der allgemeine Wohlstand sinkt.

Die Mehrheitsmeinung irrt, wenn sie glaubt, mehr Sozialismus würde mit den Herausforderungen unserer Zeit besser zurechtkommen als der Kapitalismus. Man erkennt zwar richtigerweise, dass das gegenwärtige System defizitär ist, aber das Problem mit unserem Wirtschaftssystem ist nicht, dass es zu kapitalistisch ist, sondern dass es zu wenig kapitalistisch ist.

Mehr Sozialismus heißt mehr Staat, und damit würden sich die vorhandenen Problemlagen verschärfen. Die Lösung der Aufgaben verlangt nicht mehr Obrigkeit, sondern weniger Herrschaft und damit mehr freie Wirtschaft und Gesellschaft.

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Auszug aus “Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie. Chancen einer Gesellschaftsordnung jenseits von Staat und Politik” (KDP 2021)


Monday, May 30, 2022

Die Große Depression war ein Werk der Politik

 

Die Große Depression war ein Werk der Politik

Bis heute spielt sich die Politik als Retter auf, während tatsächlich die Regierungen die Rezession zur Großen Depression machten

Quelle

Seit der Großen Depression der 1930er Jahre beherrscht die Ansicht die konjunkturpolitische Diskussion, dass Konjunkturpolitik notwendig sei, um die Wirtschaftstätigkeit am Laufen zu halten und hohe Arbeitslosigkeit zu verhindern. Diese Ansicht hat bis in unsere Tage die Wirtschaftspoltik auf den Irrweg geführt.

Irrwege der Konjunkturpolitik

Die Theorie, durch öffentliche Ausgaben die Konjunktur zu beleben, kam nicht erst mit Lord Keynes in die Welt, der 1936 diese These zum Kern seiner „Allgemeinen Theorie“ machte. Adolf Hitler hatte schon vorher die deutsche Konjunktur durch Staatsausgaben kräftig angekurbelt. Während England und Amerika noch unter Depression und Stagnation litten, herrschte in Deutschland schon 1936 praktisch Vollbeschäftigung.

Bei diesem „Wirtschaftswunder“ der Dreißigerjahre wird selten beachtet, dass es mit der Zerschlagung der Gewerkschaften einherging. Die Expansion der Staatsausgaben führte deshalb nicht zu Inflation, weil das Regime strikte Preis- und Lohnkontrollen einführte.

Auch in den USA war die Sachlage anders, als allgemein auch in Lehrbüchern verbreitet wird. Seit Rothbard‘s Darlegung der amerikanischen Wirtschaftskrise in „America’s Great Depression“ (1963) wissen wir, dass der staatliche Interventionismus schon unter der Regierung von Herbert Hoover (Präsident von 1929–1933) begann und dazu beigetragen hat, die Rezession zu vertiefen.

Präsident Franklin Delano Roosevelt (Präsident von 1933–1945) hat dann anschließend nicht nur die Politik Hoovers fortgesetzt, sondern verschlimmert. Bei Roosevelt trat zum Interventionismus noch eine massive antikapitalistische Rhetorik hinzu. Die Ausweitung der Staatseingriffe auf Löhne und Preise machte dann schließlich aus der Rezession eine „große“ Depression. Aufgrund der neueren Erkenntnisse ist es nicht mehr vertretbar, die These zu verkünden, die Große Depression sei das Resultat der freien Marktwirtschaft gewesen, und nur aufgrund staatlicher Intervention sei es zu einer Erholung gekommen.

Murray Rothbard‘s Analyse der Großen Depression hat nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Nicht viel weniger als zu der Zeit, als das Buch erstmals erschien, stoßen auch heute noch die Grundaussagen auf Widerspruch. Die Thesen von Murray Rothbard standen damals diametral der vorherrschenden Lehre entgegen. Weitere Forschungen haben aber bestätigt, was Murray Rothbard schon in den 1960er Jahren aufgezeigt hat.

Man kann heute nur noch den Kopf schütteln, wenn man sich vor Augen hält, mit welcher Dreistigkeit die Regierung unter Roosevelt elementare Marktgesetze skrupellos verletzte. Um die Preise für landwirtschaftliche Produkte zu stützen, wurden Millionen von Ferkeln abgeschlachtet und selbst in Anbetracht von weitverbreitetem Hunger wurden landwirtschaftliche Flächen stillgelegt. Trotz hoher Arbeitslosigkeit gabe es Anweisungen an die Unternehmen, die Lohnsätze zu kürzen.

Unter Roosevelts Führung wurde Amerika von einer Welle des Antikapitalismus überrollt. Mit einer Rhetorik, die an totalitäre Regime erinnerte, wurde den Unternehmern und Bankiers die Schurkenrolle für die Depression zugewiesen.

Es ist so nicht verwunderlich, dass die private Investitionsneigung über Jahre hinweg äußerst schwach blieb. Bis zum Ende der Regierung Roosevelt war die amerikanische Volkswirtschaft von Regimeunsicherheit gelähmt. Es ist nicht erstaunlich, dass die USA jahrelang nicht aus der Depression herauskamen. Roosevelt hat das Land nicht aus der tiefen Wirtschaftskrise geführt, sondern seine Wirtschaftspolitik hat erst bewirkt, dass aus der Rezession die Große Depression wurde. Die Arbeitslosigkeit sank erst merklich, als die US-Regierung mit der Aufrüstung begann und immer mehr junge Männer in den Militärdienst gezwungen wurden. Statt Arbeitslosigkeit gab es nun den Kriegseinsatz.

Die Große Depression war nicht die Folge eines wilden Kapitalismus, sondern das Ergebnis, dass die Regierung darauf beharrte, den Wirtschaftsboom der 1920er Jahre künstlich am Leben zu erhalten indem die Notenbank großzügig das Kreditvolumen anwachsen ließ. Als es dann zum Krach kam, griff dieser auf die gesamte Wirtschaft vor allem deshalb über, weil die Regierung immer massiver in die Volkswirtschaft eingriff.

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Das richtige Rezept

Obwohl in der Zwischenzeit immer mehr Forschungsarbeiten die empirische Analyse von Rothbard bestätigten, wird doch nur selten sein theoretischer Ansatz, der die Grundlage seiner empirischen Analysen darstellt, rezipiert. Rothbards Analyse fußt auf der Konjunkturtheorie, wie sie vor allem von Mises und Hayek entwickelt wurde. Er ergänzte seine Analyse durch den Aspekt, dass Unternehmen, das heißt die Kapitalisten, die Produktionsstruktur nicht nur aufbauen, also Akkumulation des Kapitals betreiben, sondern auch die bestehenden Strukturen finanziell erhalten. Beides verlangt, dass Finanzmittel vorgestreckt werden, denn erst am Ende der Produktionskette, beim Konsumenten, wird das Produkt letztlich entgolten, während die Arbeiter schon vor der Konsumreife der Produkte ihre Löhne und Gehälter bekommen. Diese Sicht erhellt die Bedeutung des Sparens für die Erhaltung der Kapitalstruktur und steht vollständig im Gegensatz zur Konjunkturtheorie keynesianischer Prägung, die Wirtschaftskrisen aus mangelnder Nachfrage erklärt.

Die österreichische Schule der Volkswirtschaftslehre identifiziert übermäßige Kreditexpansion als Ursache dafür, dass Projekte für die Produktion von Gütern in Angriff genommen werden, die die Konsumenten nicht bezahlen können. Eine Ausweitung der Geldmenge in Verbindung mit einem Zinssatz unterhalb des Gleichgewichtszinssatzes hat zur Folge, dass die Unternehmen versuchen, die Kapitalstruktur zu erweitern, während die Verbraucher keinen Konsumverzicht üben.

Der niedrige Zinssatz setzt ein falsches Signal hinsichtlich der tatsächlichen Verfügbarkeit von Investitionsmitteln. Die Kapitalstruktur wird erweitert, ohne dass ein entsprechendes Sparaufkommen zur Verfügung steht. Es findet eine Überakkumulation von Kapital statt, die sich als Fehlinvestition erweist, wenn klar wird, dass das Sparvolumen nicht ausreicht, um die ausgeweitete Produktionsstruktur zu unterhalten.

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Der Boom ist der Irrweg, während die Rezession die Korrektur dieser Fehlentwicklung darstellt. Dies ist eine andere Sicht der Dinge, als sie derzeit vorherrscht. Die in der heutigen Praxis — wenn auch mehr in der Politik als in der Wissenschaft — immer noch tonangebende Meinung besagt, dass es darauf ankäme, gleichsam die Korrektur zu korrigieren. Dieses von John Maynard Keynes in den 30er-Jahren zum Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise in die Welt gesetzte Modell sieht niedrige Zinsen und Ausweitung der Liquidität als die Mittel an, den Boom zu perpetuieren. Wenn dann die Krise kommt, wird das nicht als Korrektur eines Fehlprozesses begriffen, sondern als eine Abirrung, die durch Stimulierung der Nachfrage korrigiert werden soll.

Aus Sicht der österreichischen Konjunkturtheorie wurde vor und während der Großen Depression wirtschaftspolitisch alles falsch gemacht. Als es 1929/30 zum Konjunktureinbruch kam, wurden Maßnahmen ergriffen, die die Depression verlängerten und vertieften:

- Verzögerung der Liquidation von Fehlinvestitionen

- Niedrigzinspolitik und Geldschöpfung

- Aufrechterhaltung von überhöhten Lohnsätzen

- Stabilisierung des Preisniveaus

- Maßnahmen der Deflationsbekämpfung

- Erneute Inflationierung der Volkswirtschaft

- Setzung von Konsumanreizen

- Maßnahmen zur Verminderung des Sparens

- Ausweitung der Arbeitslosenunterstützung

Die Darstellung von Murray Rothbard hat nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil. Nach wie vor herrscht bei vielen Regierungen — seien sie nun eher rechts oder links geneigt — der konjunkturpolitische Aktivismus vor, wonach jeglicher Ansatz einer Rezession mit Geldausweitung und Ausgabenprogrammen bekämpft wird. In der jüngsten Wirtschaftsgeschichte sollte dabei jedoch Japan als mahnendes Beispiel dienen. Dort wird seit einem Vierteljahrhundert versucht, mit immer mehr Geldspritzen und staatlichen Ausgabeprogrammen das Land aus der Stagnation zu führen.

Trotz der vielen Konjunkturmaßnahmen wurde dieses Ziel nicht erreicht, aber die Staatsverschuldung hat gigantische Ausmaße angenommen. In Europa und den Vereinigten Staaten konnte die extreme Geldpolitik der letzten Jahre ebenfalls wenig dazu beitragen, der Realwirtschaft auf die Beine zu helfen. Stattdessen ist es zu einer gewaltigen Blase bei den Vermögenswerten gekommen, der das Fundament fehlt. Auf Dauer lässt sich auf dieser Basis ein Boom nicht aufrechterhalten.

Eine Wirtschaftskrise ist unauweichbar. Wie 1929 wird sie durch einen Börsencrash eingeleitet werden. Dieser ist aber nicht die Ursache, sondern nur das Symptom einer verfehlten Wirtschaftspolitik.

Resümee

Jeder, der sich frei von Vorurteilen mit der Großen Depression genauer beschäftigt, wird bald erkennen, dass sie nicht ein kapitalistisches Phänomen ist, sondern in der Politik ihre Wurzeln hat. Bei der neuen Großen Depression wird es nicht viel anders sein. Dass die politische Propaganda und die Knechte der Politikherrschaft in den Medien anderes behaupten werden, ist allerdings auch heute schon klar.

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Auszüge aus: “Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie. Chancen einer Gesellschaftsordnung jenseits von Staat und Politik” (KDP 2021)


Sunday, May 29, 2022

Deutschland im Niedergang

Lange Zeit ignoriert, ist es jetzt nicht länger zu verleugnen. Deutschland ist im Niedergang.

Auszug aus "Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie"

Als Podcast hier:   https://www.buzzsprout.com/1989467/10698564

Quelle

Der derzeitig noch bestehende Vermögensstand ist zum großen Teil das Erbe der ersten paar Jahrzehnte der Nachkriegszeit. In den letzten Dekaden, seit der Jahrtausendwende, ist nichts mehr an wohlstandsstiftenden Impulsen dazugekommen. Die Kräfte des Niedergangs haben die Oberhand gewonnen.

Die Richtung nach unten ist in einem Umfeld entstanden, in dem der Staat in Gesellschaft und Wirtschaft immer mehr eingreift, wo der Staatsanteil zugenommen hat und die Bürokratie, nicht zuletzt die mit der wohlfahrtsstaatliche Politik verbundene, immer umfangreicher geworden ist.

Tiefgreifende strukturelle Veränderungen sind ans Tageslicht gekommen. Sie deuten darauf hin, dass ein Zerfallsprozess im Gange ist, der sich beschleunigt.

Hier mehr dazu

Worin besteht nun dieser „Trend nach unten“? Was zeigt sich an der Oberfläche?

Man kann mindestens 21 Tendenzen ausmachen:

1. Fallende Produktivitätsraten

2. Geringeres Wirtschaftswachstum

3. Höhere Staatsverschuldung

4. Steigende Steuern- und Abgabenlast

5. Zunehmende Einkommens- und Vermögensdisparität

6. Spaltung der Gesellschaft

7. Auflösung gemeinschaftlicher Lebensformen

8. Oligarchisierung von Politik, Staat und Wirtschaft

9. Meinungsdiktatur und Diskursverfall

10. Zunehmende Aggressivität und Unversöhnlichkeit in allen Lebensbereichen

11. Stillstand der sozialen Aufstiegsmobilität

12. Verarmung der unteren Schichten

13. Schrumpfen der Mittelschicht

14. Bildungsverfall

15. Moralischer Verfall

16. Medienwirklichkeit verdrängt die Erfahrung der Lebenswirklichkeit

17. Flucht in Scheinwelten

18. Vergötzung des Staates und Politikgläubigkeit

19. Erosion des Vertrauens

20. Indoktrination

21. Verhaltensprimitivisierung

Dies sind die Oberflächenerscheinungen des jahrzehntelang immer mehr um sich greifenden interventionistischen Staatskapitalismus und einer zur Parteienherrschaft verkümmerten Demokratie. Mit dieser institutionellen Verformung kam es zu einer fast vollständigen Politisierung aller Lebensbereiche.

Paperback Edition

Schlechte wirtschaftliche und politische Zustände bringen es mit sich, dass noch schlechtere Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung getroffen werden. Manchmal führt das kurzfristig zu einer Atempause, aber danach geht es dann mit einem neuen Schub weiter nach unten. Dasselbe Muster ist bei einem Aufwärtstrend zu beobachten, wo eine Errungenschaft neue Erfolge nach sich zieht.

Schlechte Politikpraxis zieht schlechtere nach sich. Angesichts der wachsenden Problemlagen wird noch lauter nach Staat und Bürokratie gerufen, nach neuen Parteien und stärkeren Politikeinsatz. Dabei liegt die Lösung nicht bei mehr, sondern weniger Staatseingriff und Parteipolitik.

Jede Besteuerung, jede Reglementierung wirft Sand ins Getriebe. Der Markt als Motor der Wirtschaft fängt an zu stottern und neigt zu Fehlzündungen. Dann wird noch mehr am Karren herumgepfuscht.

Die Tendenz zum Niedergang erfuhr seit 2020 eine Beschleunigung. Die sogenannte „Pandemie“ wirkte als Katalysator. Aber es war nicht eine Seuche, die den Marsch auf dem Weg des Verfalls beschleunigte, es war die Reaktion, wie die politischen Entscheidungsträger auf die vermeintliche Pandemie antworteten. In einer privatrechtlichen Gesellschaftsordnung hätte man anders auf die Herausforderung reagiert und es hätte sich nicht der immense Schaden aufgehäuft, den wir heute zu beklagen haben.

Wie entstand diese verfehlten Politik? Sie kam wohl dadurch zustande, dass die Politisierung der Gesellschaft und die Staatsgläubigkeit schon so weit verbreitet sind, dass Alternativen zum Staatsinterventionismus in der öffentlichen Meinungsbildung gar nicht mehr zur Debatte kommen.

Die politische Führung hat Scheuklappen und die Bevölkerung wird durch Angstpropaganda gelähmt. Kritik wird von den Staatsmedien und ihrem Umfeld totgeschwiegen, eine offene Debatte findet nicht mehr statt, und wenn, dann wird sie von der politischen Korrektheit in engen Grenzen gehalten.

Soweit wir heute noch Wohlstand haben, ist dieser nicht Folge der Politik und der aktuellen Politik, sondern im Gegenteil. Es gibt noch einigermaßen Wohlstand — aber nicht wegen, sondern trotz der Politik und der staatlichen Eingriffe. Soweit es heute noch allgemeinen Wohlstand gibt, ist dieser nicht Folge der Politik, sondern im Gegenteil: Es gibt noch einigermaßen Wohlstand nicht wegen, sondern trotz der Politik und der staatlichen Eingriffe.

Zu lange haben die meisten im Land, die herrschende Politklasse an erster Stelle, vom Niedergang nichts wissen wollen und sich in Illusionen geflüchtet. Wie man sagt, kann der Mensch die Wirklichkeit missachten, aber die Realität ignoriert nicht seine Ignoranz.

Es gibt eine Alternative

Gibe es eine Alternative? Ja, aber sie wird ebenso von den meisten Menschen ignoriert, wie der Blick für die Wirklichkeit abhanden gekommen ist. Die Alternative besteht in einer Kehrwendung weg vom Sozialismus hin zur freien Marktwirtschaft.

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Auszüge aus: “Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie. Chancen einer Gesellschaftsordnung jenseits von Staat und Politik” (KDP 2021)

Abrechnung mit der Pandemiepolitik

Massenmensch und Massenwahn gehören zusammen. Wie bei einer Massenpanik nicht unüblich, agieren die Regierenden nicht etwa als über den Di...